Ein Literarischer Atlas Europas » barbara piatti http://www.literaturatlas.eu results and insigths of an interdisciplinary atlas project beween humanities and cartographers Wed, 25 Mar 2015 16:06:52 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.5.1 Abschlusspublikation http://www.literaturatlas.eu/2015/03/25/abschlusspublikation/ http://www.literaturatlas.eu/2015/03/25/abschlusspublikation/#comments Wed, 25 Mar 2015 16:06:52 +0000 barbara piatti http://latlas.ikgserve.ch/?p=2532 Eine umfangreiche Abschlusspublikation, hrsg. von Barbara Piatti, Heinrich Detering, Lorenz Hurni und Kathrin Winkler, wird 2016 im renommierten Wallstein Verlag erscheinen: Durchgehend vierfarbig gedruckt präsentiert der Band den neuesten Stand von Literaturgeographie und -kartographie und vor allem: eine Auswahl der erhellendsten und schönsten Karten. More News to come soon!

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Wissenschaftsblog http://www.literaturatlas.eu/2012/11/05/wissenschaftsblog-zum-projizierten-orten/ http://www.literaturatlas.eu/2012/11/05/wissenschaftsblog-zum-projizierten-orten/#comments Mon, 05 Nov 2012 13:55:55 +0000 barbara piatti http://latlas.ikgserve.ch/?p=2449 Im Wintersemester 2012 unterrichtet Barbara Piatti an der Universität Basel ein Seminar zum Thema “projizierte Orte”. In diesem Rahmen entsteht gerade ein Wissenschaftsblog, an dem Studierende und Doktorierende der Literaturwissenschaften mitarbeiten:

www.projizierteorte.wordpress.com

Eine ausführliche Beschreibung zum Seminar finden Sie hier:

Sehnsuchtsorte, Erinnerungsräume - Annäherungen an ein literaturgeographisches Konzept

Nach einer kurzen Einführung in den Bereich der Literaturgeographie und in literaturwissenschaftlich fruchtbare Raumtheorien wird die Kategorie der 'projizierten Orte' besonders eingehend beleuchtet. Diese werden, so unsere Definition, von den handelnden Figuren nicht 'betreten', vielmehr werden sie im Modus von Erinnerungen, Sehnsüchten, Tag- und Nachtträumen in die effektiven Handlungsräume eingeblendet.

In Flauberts Madame Bovary (1856) träumt die Titelheldin in der normannischen Provinz von Paris. Ebenso sehnen sich Tschechows Drei Schwestern (1901), mehr oder minder gefangen in einer langweiligen Garnisonsstadt, nach dem pulsierenden Moskau. Auch Max Frischs Montauk (1975) ist ein gutes Beispiel: Während die elegische Haupthandlung in New York und auf Long Island angesiedelt ist, besteht das Erzählte über weite Strecken aus Rückblenden, Erinnerungsfragmenten des Ich-Erzählers, durch die Schweizer Regionen wie das Tessin und Zürich gewissermassen in die Haupthandlung 'hereingeholt' werden.
An ausgewählten Textbeispielen soll untersucht werden, wie die projizierten Räumen eingeführt und geschildert werden (literarische Technik), welche Funktionen sie im Erzählgefüge erfüllen (inhaltliche Analyse) und mit welchen psychologischen Begriffen, die Figurenpsyche betreffend, die Modi ihres Erscheinens beschrieben werden können (Träume, Alpträume, Sehnsüchte, Erinnerungsfetzen, Phantasien, Halluzinationen etc.).

Abschliessend wird die Frage diskutiert, ob die erstaunliche Vielfalt der 'projizierten Orte' sich sinnvoll in eine Typologie überführen lässt. Auch wird in einer Sitzung untersucht, ob es Parallelen zwischen literarischer und filmischer Technik hinsichtlich der Produktion projizierten Räume gibt.

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Mit Karten lesen – ein Plädoyer http://www.literaturatlas.eu/2012/03/22/mit-karten-lesen-ein-pladoyer/ http://www.literaturatlas.eu/2012/03/22/mit-karten-lesen-ein-pladoyer/#comments Thu, 22 Mar 2012 16:54:13 +0000 barbara piatti http://latlas.ikgserve.ch/?p=1574 Barbara Piatti
Mit Karten lesen. Plädoyer für eine visualisierte Geographie der Literatur

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Nach einer kurzen Einführung in die Grundbegriffe und Kernkonzepte der Literaturgeographie und -kartographie widmet sich dieser Aufsatz einer Reihe von immer wieder geäusserten Kritikpunkten. Denn wer literarische Räume in Karten umzusetzen versucht, macht sich angreifbar. Die Skepsis gegenüber literaturkartographischen Methoden wird an manchen Stellen unverhohlen geäussert, so dass sich die Literaturkartographie - vor allem jene jüngeren Datums - oft bewähren und behaupten muss. Im Folgenden sollen deshalb eine Reihe von Einwänden offensiv kommentiert werden. Mit diesen (teils stereotypen) Nachfragen ist die Autorin im Laufe der ersten Projektphase, zwischen 2006 und 2009, im Rahmen von Vorträgen und Präsentationen immer wieder konfrontiert worden. Dabei ist auffallend, dass sich die geäusserte Kritik problemlos in ein paar Hauptbereiche gliedern lässt. Zur Verdeutlichung ist jeder Bereich mit einer von mir formulierten, plakativen Überschrift versehen worden, die den Kern des jeweiligen Problemfeldes enthält:

  • 'Die kartographische Visualisierung von Bezügen zwischen literarisch gestalteten Räumen und dem Georaum ist grundsätzlich unzulässig - das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.'
  • 'Literaturgeographische Karten reduzieren komplexe literarische Inhalte.'
  • 'Literaturkartographische Darstellungen basieren auf individuellen Lektüren, ein intersubjektives System ist nicht denkbar.'

Auf diese und andere Nachfragen wird in ausführlichen Argumentationen und anhand von einer Fülle von Belegen eingegangen.

Der dritte, abschliessende Teil ist - wie im Titel deutlich angekündigt - der Schilderung des unverkennbaren Potentials der Literaturgeographie im Allgemeinen und der Literaturkartographie im Besonderen gewidmet.

Hinweis: Der Aufsatz ist 2009 geschrieben, aber aus Umständen, auf die die Autorin keinen Einfluss hatte, erst jetzt publiziert worden.

Piatti, Barbara (2012): Mit Karten lesen. Plädoyer für eine visualisiere Geographie der Literatur. In: Boothe, B., Bühler, P. et al. (Hrsg.): Textwelt-Lebenswelt. Interpretation interdisziplinär Bd. 10. Würzburg: Königshausen & Neumann 2012, S. 261-288. Download

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Kontrafaktische Räume und Karten http://www.literaturatlas.eu/2012/03/02/mapping-the-ontologically-unreal-counterfactual-spaces-in-literature-and-cartography/ http://www.literaturatlas.eu/2012/03/02/mapping-the-ontologically-unreal-counterfactual-spaces-in-literature-and-cartography/#comments Fri, 02 Mar 2012 13:22:41 +0000 barbara piatti http://latlas.ikgserve.ch/?p=256 Barbara Piatti, Lorenz Hurni
Das ontologisch Unwirkliche kartieren – Kontrafaktische Räume in Literatur und Kartographie (Originaltitel: Mapping the Ontologically Unreal - Counterfactual Spaces in Literature and Cartography)

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This paper deals with the realm of alternate worlds. Although the emphasis of such creations relies on historical alteration (resulting in an alternate time stream), settings can impressively support the historical alternative: most alternate history plots come with shifted or even newly drawn political borders and are set in transformed urban and rural spaces. Not surprisingly, actual maps or at least remarkably detailed layouts of the geographical framework play a significant role. In other words, counterfactual spaces can be mapped with words or cartographic symbols; they can be both told and visualized. By including both concepts from the field of theory of the narrative and from a cartographer's point of view, focus is laid on various strategies in order to map and/or remap cities, countries, as well as entire geopolitical situations.

Piatti, Barbara (2009); Hurni, Lorenz: 'Mapping the Ontologically Unreal - Counterfactual Spaces in Literature and Cartography.' The Cartographic Journal, Volume 46, Number 4, Art & Cartography Special Issue, November 2009, pp. 333-342 (10), Maney Publishing → Download

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Kartografien fiktionaler Welten http://www.literaturatlas.eu/2012/02/03/cartographies-of-fictional-worlds/ http://www.literaturatlas.eu/2012/02/03/cartographies-of-fictional-worlds/#comments Fri, 03 Feb 2012 11:14:26 +0000 barbara piatti http://latlas.ikgserve.ch/?p=466 Barbara Piatti, Lorenz Hurni
Editorial: Kartographien fiktionaler Welten (Originaltitel: Editorial: Cartographies of Fictional Worlds)

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This editorial provides an overview about past and current developments in the dynamic field of literary geography/literary cartography. It also alludes to the collection of papers presented in this special issue dedicated to »Cartographies of Fictional Worlds« - each of them handpicked by the guest editors Barbara Piatti and Lorenz Hurni.

'The range of maps presented in this special issue is already impressive, from hand-painted pieces of art with the poetic appeal of the collage to highly sophisticated automatically rendered statistical surfaces, based on density algorithms.'

The editorial has to be seen as a passionate plea for literary geography and literary cartography in terms of not only academic, but general benefit:

'A literary-geographical reading can change our understanding - not only of books, but of the world we live in. It creates knowledge. Through literary geography, we learn more about the production of places, their historical layers, their meanings, functions and symbolic values. If places emerge from a combination of real elements and fictional accounts, then literary geography and literary cartography can work as a very efficient eye-opener.'

Piatti, Barbara; Hurni, Lorenz (2011): Cartographies of Fictional Worlds (Editorial), The Cartographic Journal, Volume 48, Number 4, November 2011, S. 218-223. → Download

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LENDEMAINS: Paysages Littéraires http://www.literaturatlas.eu/2012/02/02/rendering-visibly-literary-landscapes/ http://www.literaturatlas.eu/2012/02/02/rendering-visibly-literary-landscapes/#comments Thu, 02 Feb 2012 14:39:40 +0000 barbara piatti http://latlas.ikgserve.ch/?p=802 Barbara Piatti, mit Visualisierungen von Anne-Kathrin Reuschel
Literarische Landschaften sichtbar machen: Pläyoder für Experimente zwischen Kartographie und Literaturtheorie (Originaltitel: Rendre visible les paysages littéraires: plaidoyer pour des expériences entre la cartographie et les études littéraires)

Anmerkung: hier zu sehen sind farbige Abbildungen (siehe unten) eines in schwarzweiss gedruckten Artikels, welcher demnächst in der französischen Fachzeitschrift Lendemains erscheinen wird.

Abstract: In diesem Aufsatz findet sich einleitend ein kurzer Überblick über die literaturwissenschaftlichen Ansätze Geokritik, Geopoetik und Literaturgeographie. Die drei Bereiche weisen eine Reihe von Parallelen auf, denn in allen drei Fällen geht es um die Wechselwirkungen zwischen realen und fiktionalen Räumen.

Anschliessend wird auf das Projekt »Ein literarischer Atlas Europas« fokussiert, das mit Methoden der Literaturkartographie arbeitet. An zwei konkreten Beispielen - der Kategorie »Figurenwege« und der Kategorie »projizierte Räume« - wird vorgeführt, was auf den Karten und GIS-Analysen tatsächlich zu sehen ist, genauer: welchen Mehrwert an Erkenntnis sie generieren. Der Aufsatz schliesst mit einem Ausblick auf die dynamische Entwicklung dieses Forschungsgebietes, das durch die Allianzen von Geisteswissenschaften mit den digitalen Technologien enormen Aufwind erfahren hat.

 

Abb. 1: Bruce Chatwin: 'Utz' (1988). Abgebildet ist die Dimension der projizierten Orte, im europäischen Massstab. Textanalyse: Marie Frolikova, Karls-­Universität, Prag; Visualisierung: Anne-­Kathrin Reuschel, ETH Zürich

Abb. 1: Bruce Chatwin: »Utz« (1988). Abgebildet ist die Dimension der projizierten Orte, im europäischen Massstab. Textanalyse: Marie Frolikova, Karls-­Universität, Prag; Visualisierung: Anne-­Kathrin Reuschel, ETH Zürich

Abb. 2: Projizierte Räume auf der Weltkarte, ausgehend von der Modellregion Prag. Textcorpus: 77 erzählende Texte (Romane, Novellen, Kurzgeschichten etc.), mehrheitlich zwischen 1861 und 1918 erschienen. Textanalysen: Marie Frolikova und Eva Markvartova, Karls-'Universität, Prag; Visualisierung: Anne-­Kathrin Reuschel, ETH Zürich

Abb. 2: Projizierte Räume auf der Weltkarte, ausgehend von der Modellregion Prag. Textcorpus: 77 erzählende Texte (Romane, Novellen, Kurzgeschichten etc.), mehrheitlich zwischen 1861 und 1918 erschienen. Textanalysen: Marie Frolikova und Eva Markvartova, Karls-'Universität, Prag; Visualisierung: Anne-­Kathrin Reuschel, ETH Zürich

Abb. 3: Projizierte Räume auf der Weltkarte, ausgehend von der Modellregion Nordfriesland. Textcorpus: 113 erzählende Texte (Romane, Novellen, Kurzgeschichten etc.), mehrheitlich zwischen 1861 und 1938 erschienen, davon allein 35 aus der Feder Theodor Storms. Textanalysen: Kim Seifert und Kathrin Winkler, Georg-­August-­Universität Göttingen; Visualisierung: Anne-'Kathrin Reuschel, ETH Zürich

Abb. 3: Projizierte Räume auf der Weltkarte, ausgehend von der Modellregion Nordfriesland. Textcorpus: 113 erzählende Texte (Romane, Novellen, Kurzgeschichten etc.), mehrheitlich zwischen 1861 und 1938 erschienen, davon allein 35 aus der Feder Theodor Storms. Textanalysen: Kim Seifert und Kathrin Winkler, Georg-­August-­Universität Göttingen; Visualisierung: Anne-'Kathrin Reuschel, ETH Zürich

Abb. 4: Säulendiagramm, das die Verteilung der projizierten Orte innerhalb (schwarz) und ausserhalb (grau)der Modellregionen Prag und Nordfriesland zeigt.Visualisierung: Anne-Kathrin Reuschel, ETH Zürich.

Abb. 4: Säulendiagramm, das die Verteilung der projizierten Orte innerhalb (schwarz) und ausserhalb (grau)der Modellregionen Prag und Nordfriesland zeigt.Visualisierung: Anne-Kathrin Reuschel, ETH Zürich.

Abb. 5a: Kreissektordiagramm, das die Verteilung der Schauplätze und projizierten Orte zeigt, jeweils innerhalb und ausserhalb der Modellregion Prag. Visualisierung: Anne-Kathrin Reuschel, ETH Zürich.

Abb. 5a: Kreissektordiagramm, das die Verteilung der Schauplätze und projizierten Orte zeigt, jeweils innerhalb und ausserhalb der Modellregion Prag. Visualisierung: Anne-Kathrin Reuschel, ETH Zürich.

Abb. 5b: Kreissektordiagramm, das die Verteilung der Schauplätze und projizierten Orte zeigt, jeweils innerhalb und ausserhalb der Modellregion Nordfriesland. Visualisierung: Anne-Kathrin Reuschel, ETH Zürich.

Abb. 5b: Kreissektordiagramm, das die Verteilung der Schauplätze und projizierten Orte zeigt, jeweils innerhalb und ausserhalb der Modellregion Nordfriesland. Visualisierung: Anne-Kathrin Reuschel, ETH Zürich.

Abb. 7: GIS'Analyse der Figurenwege in der Modellregion Nordfriesland. Grundlage sind 113 Prosa-­'Texte, erschienen zwischen 1847 und 1938, d.h. die Visualisierung zeigt das fiktionalisierte Nordfriesland Theodor Storms und seiner Zeitgenossen (u.a. Detlev von Liliencron, Klaus Groth). Textanalysen: Kim Seifert und Kathrin Winkler, Georg-'August-­Universität Göttingen; Visualisierung: Anne-Kathrin Reuschel, ETH Zürich

Abb. 7: GIS'Analyse der Figurenwege in der Modellregion Nordfriesland. Grundlage sind 113 Prosa-­'Texte, erschienen zwischen 1847 und 1938, d.h. die Visualisierung zeigt das fiktionalisierte Nordfriesland Theodor Storms und seiner Zeitgenossen (u.a. Detlev von Liliencron, Klaus Groth). Textanalysen: Kim Seifert und Kathrin Winkler, Georg-'August-­Universität Göttingen; Visualisierung: Anne-Kathrin Reuschel, ETH Zürich

Abb. 8: Figurenwege in der Modellregion Prag. Das analysierte Textcorpus umfasst 77 Prosatexte, grösstenteils erschienen in den Jahren 1861-­1918. Textanalysen: Marie Frolikova und Eva Markvartova, Karls-­'Universität, Prag; Visualisierung: Anne­'Kathrin Reuschel, ETH Zürich

Abb. 8: Figurenwege in der Modellregion Prag. Das analysierte Textcorpus umfasst 77 Prosatexte, grösstenteils erschienen in den Jahren 1861-­1918. Textanalysen: Marie Frolikova und Eva Markvartova, Karls-­'Universität, Prag; Visualisierung: Anne­'Kathrin Reuschel, ETH Zürich

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Prag als ville-mirage http://www.literaturatlas.eu/2012/02/02/prague-as-phantom-city-within-the-frame-of-a-literary-atlas-of-europe/ http://www.literaturatlas.eu/2012/02/02/prague-as-phantom-city-within-the-frame-of-a-literary-atlas-of-europe/#comments Thu, 02 Feb 2012 14:42:41 +0000 barbara piatti http://latlas.ikgserve.ch/?p=407 Barbara Piatti
Auf dem Weg zu einem literaturgeographischen System. Mit einigen Bemerkungen zu Prag als ville-mirage im Rahmen eines 'Literarischen Atlas Europas'

Der Aufsatz stellt einige Konzepte und Ideen aus einem sich eben erst etablierenden transdisziplinären Forschungsgebiet vor, das unter dem Begriff Literaturgeographie subsumiert werden kann. Literaturgeographie befasst sich mit dem hochkomplexen, fragilen Verhältnis von literarischen Räumen zu realen Geographie und Topographien und macht den Schauplatz dabei zur zentralen Kategorie der Interpretation. Im Schnittfeld von literaturtheoretischen Konzepten und kartographischen Visualisierungen werden Methoden konzipiert, die eindrücklich sichtbar machen, wo, wie und weshalb reale Geographien von imaginären überlagert werden. Mit ihrer Hilfe lassen sich detaillierte Porträts von literarisch durchdrungenen Räumen erstellen.
Vor diesem Hintergrund werden in einem zweiten Teil drei Bausteine des literaturgeographischen Systems fokussiert: Verschwundene, projizierte und transformierte Orte. Die gewählten Textbeispiele - unter anderem von Gustav Meyrink, Arthur Philipps, Miloš Urban - anhand derer diese Kategorien erklärt werden, haben eins gemeinsam: Sie alle spielen in Prag, verfremden aber diesen Realraum in jeweils aufsehenerregender Weise.

'Zudem ist entscheidend, dass es sich bei den drei Texten nicht um Einzelfälle, sondern um literaturgeographische Modelle, besser: Systembausteine handelt - es geht um literarische Techniken, um einen literarischen Umgang mit Georäumen, die sich beileibe nicht nur auf eine Modellregion (also Prag) beziehen, sondern die sich auch in ganz anderen geographischen Zusammengängen beobachten lassen…'

Im Spiegel dieser drei Texte wird Prag, das ohnehin von einer wirkungsmächtigen Mythisierung geprägt ist, zu einer exemplarischen 'ville-mirage', wenn man darunter das mehrschichtige »Unwirklich-Werden« einer Stadt verstehen will.

Piatti, Barbara (2010): »Auf dem Weg zu einem literaturgeographischen System. Mit einigen Bemerkungen zu Prag als ville-mirage im Rahmen eines 'Literarischen Atlas Europas'«. In: Recherches Germaniques 2010, “Les mondes germaniques et les »villes-mirages« de la fin du XIXe à nos jours”, 2010 , pp.69-87.

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Die Geographie der Literatur (Buch) http://www.literaturatlas.eu/2012/02/01/die-geographie-der-literatur-buch/ http://www.literaturatlas.eu/2012/02/01/die-geographie-der-literatur-buch/#comments Wed, 01 Feb 2012 08:11:01 +0000 barbara piatti http://latlas.ikgserve.ch/?p=2218 Barbara Piatti

Die Geographie der Literatur. Schauplätze, Handlungsräume, Raumphanasien

Die Studie ist die theoretisch-methodische Grundlage für den »Literarischen Atlas Europas« (2006 als Dissertation angenommen, 2008 im renommierten Wallstein-Verlag, Göttingen, erschienen).

Klappentext:
Wo spielt Literatur? Die vermeintlich simple Frage eröffnet ein erst in Ansätzen etabliertes Forschungsgebiet mit neuen methodischen Zugängen unter dem Stichwort »Literaturgeographie«.
Jede literarische Handlung ist irgendwo lokalisiert, wobei die Skala von gänzlich imaginären bis zu realistisch gezeichneten Schauplätzen mit hohem Wiedererkennungswert reicht. Die Literaturgeographie rückt die vielfältigen Bezugnahmen von Räumen der Fiktion auf den Realraum hin ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Literatur weist eine spezifische Geographie auf, die ganz eigenen Regeln folgt. Denn fiktionale Räume sind niemals nur mimetische Abbilder der Realität, auch wenn sie sich auf existierende Landschaften und Städte beziehen. Vielmehr müssen die poetologischen Verfahren von Verfremdung, Überblendung, Neubenennung, die Kombinationsmöglichkeiten von realen Orten mit fiktiven Elementen in Visualisierungskonzepte und Deutungen der Textanalysen einfliessen.
Diese Theorie findet zunächst Anwendung auf eine an literarischen Schauplätzen überreiche Modellregion: auf den Vierwaldstättersee und das Gotthardmassiv in der Zentralschweiz. Im Anschluss wird der methodische Horizont für einen Literaturatlas aufgespannt – und das Potenzial literatur geographischer Konzepte im Hinblick auf eine vergleichende europäische Literaturgeschichte aufgezeigt.
17 beigefügte vierfarbige Faltkarten ermöglichen die differenzierte Gegenüberstellung von fiktionalen und realen Landschaften.

Pressestimmen:

»Piattis Fernziel, das sie in einem Projekt der ETH Zürich verfolgt, wäre ein 'literarischer Atlas Europas': die Kartografierung der 'Songlines' eines ganzen Kontinents. Es ist, wie diese vorzügliche Modellstudie zeigt, keineswegs utopisch.«
(Manfred Koch, Neue Zürcher Zeitung, 22.1.2009)

»Literaturgeographie ist, wie Piattis kenntnisreiches und vorzüglich lesbares Grundlagenwerk zeigt, ein ungemein faszinierendes Forschungsgebiet, so vielfältig sind die Beziehungen zwischen Raum und Fiktion. Zwischen blosser, letztlich austauschbarer Kulisse, die nach dem Readymade-Verfahren mit Hilfe von Toponymen abgerufen wird, und einem Schauplatz, der wie ein zusätzlicher Protagonist in die Handlung eingreift, besteht ein weites Spektrum.« (Oliver Pfohlmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.2.2009)

»Aufregend! Wissenschaft könnte gerne öfter so daherkommen.«
(Klaus Hübner, Schweizer Monatshefte, Oktober 2009)

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Interaktive Visualisierungs- und Analyseinstrumente für die Geographie der Fiktion http://latlas.ikgserve.ch/project/ http://latlas.ikgserve.ch/project/#comments Mon, 09 Jan 2012 10:26:26 +0000 barbara piatti http://latlas.ikgserve.ch/?p=164 –> Projekt

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Erinnerungen, Träume, projizierte Orte http://www.literaturatlas.eu/2012/01/05/deutsch-erster-post-lekturen/ http://www.literaturatlas.eu/2012/01/05/deutsch-erster-post-lekturen/#comments Thu, 05 Jan 2012 16:44:30 +0000 barbara piatti http://latlas.ikgserve.ch/?p=101 Projizierte Orte - Erinnerungen, Träume, Sehnsüchte am Beispiel Prag

von Barbara Piatti

Literatur weist einen besonderen Reichtum an projizierten Orten auf. Definiert sind diese im 'literarischen Atlas Europas' als Räume, die von den Figuren nicht unmittelbar 'betreten' werden, sondern im Modus von Träumen, Erinnerungen, Sehnsüchten in effektiven Handlungsräume eingeblendet. Man kann mit Gewissheit sagen, dass sie eine der wichtigsten literarischen Raumkategorien darstellen, denn sie sind als ein genuin literarisches Konzept aufzufassen - keine andere Kunst (vom Film einmal abgesehen) verfügt über ein solches Spektrum an Möglichkeiten, projizierte Räume bzw. Übergänge von Schauplätzen zu projizieren Räumen oder umgekehrt zu gestalten. In Flauberts Madame Bovary träumt die Titelheldin in der normannischen Provinz von Paris. Auch Max Frischs Montauk ist ein gutes Beispiel: Während die elegische Haupthandlung in New York und auf Long Island angesiedelt ist, besteht das Erzählte über weite Strecken aus Rückblenden, Erinnerungsfragmenten des Ich-Erzählers, durch die Schweizer Gegenden und Orte wie das Tessin und Zürich gewissermassen in die Haupthandlung 'šhereingeholt' werden.

Ein schönes Beispiel für unsere tschechische Modellregion innerhalb des 'literarischen Atlas Europas' ist Arthur Philipps Roman Prague (2003) - keine einzige Handlungssequenz spielt im titelgebenden Prag, alle Figuren halten sich im Budapest der Nach-Wende-Zeit auf, doch ihre Gedanken sind ganz auf Prag fixiert.

Alle fünf Protagonisten, junge, exzentrische College-Studenten, scheinen die Meinung zu teilen, dass erst in Prag - dem Ziel all ihrer Sehnsüchte - Erfüllung sie erwarte. Eine solche paratextuelle eingefädelte Konstruktion hat natürlich Einfluss auf die Lektüre des Romans. Die magische Städtevokabel 'Prag' markiert den Horizont nicht nur für die Figuren, sondern (seit der erste Blick den Umschlag des Buches gestreift hat) auch für die Lesenden - und so ist die konsequente Erwartungshaltung während des gesamten Leseaktes, dass die Protagonisten, oder zumindest einer davon, nach Prag aufbrechen werden: 'Dort wird das wahre Leben beginnen, am Ende dieser Fahrt'[1].

Es ist der Schluss des Romans, der die Sehnsucht erfüllt: Eine der Hauptfiguren, John, schafft den Aufbruch, aber er landet keineswegs in einem realen Prag, das der architektonisch-atmosphärischen Konkretheit Budapest, wie sie einem im Roman begegnet, in irgendeiner Weise entsprechen würde. Vielmehr wird zunächst in einmaliger, traumsequenzartiger Weise die letzte Strecke geschildert, vor dem Erreichen des ersehnten neuen Ziels: Der Zug fährt immer im Kreis. Nachdem er in immer rascherer, gerader Linie von einer Welt zur anderen gefahren ist, fährt er plötzlich langsamer, fährt in unmerklich kleiner werdenden Kreisen spiralförmig immer um seinen Zielort herum, und John stellt sich vor, er sei dazu verurteilt, immer und ewig die unendlichen Aussenbezirke zu durchqueren, eine graue Zwischenwelt des Beinahe-Dort-Seins[2].

Der Status der Projektion bleibt bis zum Schluss erhalten, ja wird paradoxerweise sogar verstärkt, je mehr die geographische Distanz schrumpft. So wird das Ende des Romans bewusst in der Schwebe gehalten, die Ankunft Johns gar nicht erst geschildert. Die letzten Zeilen lassen zwischen ihm und der Goldenen Stadt eine fortwährende Distanz erahnen, ein Nie-Ankommen-Können, wie es sich für Traum- und Sehnsuchtsorte gehört.

Und dies deckt sich wiederum mit dem 'Mythos Prag', wie ihn Claudio Magris so eindringlich beschreibt: 'Der Zauber Prags als etwas Undefinierbares und nur Andeutbares ist der Zauber einer Sehnsucht, die sich dem Leben zuzuwenden glaubt, - einem Leben, das immer als vergangen und verloren erscheint und nie in der Gegenwart erfasst und erlebt wird [...].'[3] Und noch deutlicher: 'Der Prag-Mythos stellt eine Art Sehnsucht der Sehnsucht dar, das Nachtrauern nach einem blossen Papiergebilde, das die Geschichte bereits zerrissen hat und das man in Wirklichkeit nie besessen hat.'[4]

Bruce Chatwins Utz und Vichy
Abb. 2: Projizierte Räume (violett) und Schauplätze (rot) des Textes: Bruce Chatwin: »Utz«

Abb. 2: Projizierte Räume (violett) und Schauplätze (rot) des Textes: Bruce Chatwin: »Utz«

Schon auf der Ebene eines einzelnen Textes kann das Abrufen einer 'Geographie der projizierten Orte' sehr erhellend sein. Bruce Chatwins Roman 'Utz' (1988), in dessen Zentrum der gleichnamige, verschrobene Porzellansammler steht, der von einem amerikanischen Experten besucht wird (noch zu Zeiten des Eisernen Vorhangs), spielt auf der Schauplatzebene fast ausschliesslich in Prag. Nimmt man aber die - zahlreichen - projizierten Orte hinzu, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Zwar findet in Prag die Haupthandlung statt, aber Utz' Geschichte(n) und die Geschichte des Ich-Erzählers knüpfen quer durch Europa und sogar global ein dichtes Netzwerk von Orten, die innerfiktional nur über die Imagination zu erreichen sind (Abb. 1). Zu den ausführlich elaborierten projizierten Orten gehört z.B. der französische Kurort Vichy. Diesen imaginiert Utz zunächst und knüpft allerlei Vorstellungen daran: 'Von russischen Romanen oder der Liebesgeschichte seiner Eltern in Marienbad her, hatte Utz die Vorstellung, dass eine Kurstadt ein Ort sei, an dem unweigerlich das Unerwartete eintreffe.'[5] In der Folge reist er tatsächlich zu einem Kuraufenthalt nach Vichy, das somit seinen Status ändert und zu einem Schauplatz wird (auch das ein interessantes und noch kaum untersuchtes Thema - die Funktionswechsel zwischen räumlichen Kategorien innerhalb einer Fiktion).


[1] Arthur Philipps: Prag. Roman. Aus dem Amerikanischen von Sigrid Ruschmeier. Frankfurt am Main: Schöffling & Co. 2003, S. 529 (die Originalausgabe ist unter dem Titel Prague 2002 bei Random House, New York erschienen).
[2] Ebd., S. 529.
[3] Magris, Claudio: 'Prag als Oxymoron'. In: Neohelicon, Vol. 7, Nr. 2 (1979), S. 11-65, hier: S. 12.
[4] Ebd., S. 14.
[5] Bruce Chatwin: Utz (1988). Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag 2002, S. 80.
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